Bericht zum Schnupperkurs der Légèreté für Schüler und Studenten

Zusammen mit der lizensierten Ausbilderin der EdL, Andrea Walz, führte Gabriele Sobotta mit dem Verein Pony- und Pferdesportfreunde Weidenhof e.V. und ihren Schulponys, Welsh-Ponys und Cobs zum dritten Mal einen Schnupperkurs zur Légèreté für Schüler und Studenten durch.

Gerade für junge Reiter, die noch kein eigenes Pferd besitzen, besteht so die Möglichkeit, die Reitweise der EdL kennen zu lernen und vor Ort mit einem Schulpferd, auszuprobieren.

Neben den 4 TN, die bereits in den vergangenen Jahren an den Kursen teilnahmen und regelmäßig auf dem Weidenhof nach der EdL reiten, nahmen dieses Mal noch weitere 6 junge und mutige TN aktiv an dem Kurs teil, die vorher noch nie oder nur sehr wenig über diese Reitweise erfahren und gehört hatten. Auch unter den Zuschauern befanden sich noch drei erwachsene Neulinge.

Geritten wurde jeweils 45 Minuten im Einzelunterricht, dabei schauten die Teilnehmer und Gastbesucher sehr aufmerksam zu und lauschten interessiert den Erklärungen zu den Abkau- und Biegeübungen, die Andrea Walz dazu anmerkte. Hier stellten schon einige begeistert fest, dass es ein ganz anderes Gefühl in der Hand ist, einen Zügel zu halten, auf dem sich mal kein Pferd abstützt.

Die bereits etwas fortgeschrittenen Reiter konnten jetzt bereits ihre Pferde sehr locker in Konterstellung abwenden, im Genick runden und auch Seitengänge, wie Schulterherrein im Schritt zeigen und teilweise Trab. Dieses verwunderte manchen Gast, da sie solche Übungen noch nie gesehen hatten und man stets davon ausgegangen war, dass diese Lektion der Seitengänge besonders schwer wäre.

Am Samstag gab es nach dem deftigen Eintopf zur Mittagspause einen Theorie-Vortrag mit praktischen Einheiten zum Thema:

„Warum reiten wir eigentlich nach der Légèreté?“

Andrea erklärte wie es zur Gründung der EdL gekommen war und die Grundprinzipien dieser Reitweise.

Damit alle besser verstehen konnten, warum es für das Pferd angenehmer ist, wenn die Trense z.B. eher in den Maulwinkeln eingesetzt, statt auf dem Unterkiefer oder der Zunge, durften alle TN mit einer Trense über das eigene Schienbein fahren und spüren, wie es sich auf einem Knochen anfühlt. Auch bei der Erläuterung, dass es für das Pferd verständlicher und vom physikalischen Gesetz der Bewegung logisch ist, dass man immer in Bewegungsrichtung auf dem Pferd sitzen sollte, gab es ein praktisches Beispiel an Hand von Reiterpaaren, die sich Hucke-Pack trugen und der „Reiter“ mit Absicht sein Gewicht mal in die Entgegengesetzte Richtung setzte, von dem“ Pferd“ aber eben eine andere Richtung verlangte. Hier wurden so manch einem die Augen geöffnet und sie verstanden jetzt erst, was Gewichtshilfen eigentlich bedeuten. Auch der Lehrsatz: „Hand ohne Bein, Bein ohne Hand“ leuchtete allen sofort ein, als sie das Beispiel des Radfahrers erklärt bekamen, der einen Berg hinabfährt und sich wohl davor hüten wird, in die Pedale zu treten und gleichzeitig die Handbremse zu drücken.

Häufig wurde von Gastschülern die Frage gestellt, warum wir keine Ausbinder benutzen. Hier rauf erklärte Andrea nochmals, wie wichtig es sei, dass die Pferde ihren Hals als Balancierstange quasi frei bewegen können müssen und sie nicht in eine Zwangshaltung gedrückt werden dürfen, da es zu massiven körperlichen Schäden führt und auch der Takt in den einzelnen Gangarten negativ beeinflusst wird. Als Beispiel ließen wir die TN mit auf dem Rücken verbundenen Armen mehre Runden im schnellen Tempo im Kreis laufen. Sie merkten bald, dass sie schnell in Schwanken kamen und taumelten, da sie kein Gleichgewicht ohne ihre Arme halten konnten.

Interessant war dann noch die Frage, weshalb die Légèreté Reiter nicht auf den höheren Turnieren starten. Dazu muss man natürlich den ganzen Apparat der FN verstehen und wissen, wie die Richter heute richten. So lange, wie Reiter nach vorne gestellt werden, die mit Rollkur ihre Pferde trainieren und mit harter Hand auf das Gebiss im Pferdemaul einwirken, bringt es keinen Vorteil, wenn andere sich bemühen, ordentlich mit feien Hilfen zu reiten. Aber immerhin sind die Zuschauer inzwischen auch wachsamer geworden und die Einstellung vieler Reiter hat sich in den letzten 10 Jahren schon zum Positiven gewandelt, erklärte Andrea Walz dazu. Jeder muss selber wissen, ob er sich und auch dem Pferd den Stress eines Turniers antun möchte, wenn er dann doch nur abgekanzelt wird, weil sein Pferd vielleicht mit offenem Genick und einem schönen getragenen Kopf lief, was aber keiner sehen wollte und dieses als “ über dem Zügel“ kritisiert.

Am Nachmittag ritten dann wiederum 4 Reiter unter der Anleitung von Andrea, davon waren 3 Jugendliche dabei, die vorher noch nie oder wenig von der EdL gehört hatten. Alle waren begeistert, dass es mit den Schulponys doch besser klappte, als erwartet, denn es ist ja schon nicht so einfach, ein fremdes Pferd reiten zu müssen und dann noch etwas ganz Neues dabei zu erlernen.

Am Abend, der nach der Hitze des Tages endlich etwas Kühle brachte, wurde noch lange mit Gabriele und den Übernachtungsgästen gefachsimpelt und an den Holzpferden das Stellen und Biegen des Kopfes, sowie das Zügelnachfassen geübt.

Auch am Sonntag, den 27.5. begann der Vormittag mit den Einzelstunden beim Reiten. Die anderen sahen gespannt zu und lauschten aufmerksam den Erklärungen von Andrea. Inzwischen konnte man bei einigen Reitern schon deutliche Verbesserungen zum Vortag erkennen, oft ließ jetzt auch die Anspannung der Reiter nach und gelöster klappt alles viel besser. Eine Lektion die noch niemand kannte, war die Übung: in die Ecke kehrt, die Andrea von einigen Schülern reiten ließ.

Gegen Mittag zogen plötzlich Wolken und heftiger Wind auf und wir beeilten uns mit der leckeren, von Michael selbst gebackener, Pizza zum Mittagessen, damit wir den Kurs noch trocken beenden konnten. Das Eis wurde auch noch teilweise während des Vortrags verköstigt. Das Thema der Theorie hieß dieses Mal wieder:

Die Reiterhilfen nach der Ecole de Légèreté

Natürlich hatte Andrea diese schon häufig erklärt, aber zu den Schnupperkursen kommen immer wieder neue TN dazu. Die Ab-Kau - und Biegeübungen wurden nochmals erklärt, ebenso die Begriffe wie Demi Arrêt, Arrêt und Action /Reaktion, sowie die Lehre: Hand ohne Bein, Bein ohne Hand. Interessant fanden alle, dass man den verwahrenden Schenkel, hier im Vergleich zur Reitweise der FN eher verhaltend einsetzt und dafür eher mit dem anliegenden oder verwahrenden äußeren Zügel agiert. Auch die Gewichtshilfen wurden nochmals erklärt und wiederholt darauf hingewiesen, dass der Reiter immer in Bewegungs-Richtung sitzen muss und nicht wie es bei der FN heißt: immer zur gestellten oder gebogenen inneren Seite des Pferdes hin, denn das funktioniert beim Schulterherrein nicht. Interessant fanden die Zuhörer, dass man in dieser Reitweise auch beim Galopp eher auf dem äußeren Gesäßknochen sitzt, damit das Pferd mit der inneren Vorhand besser vorgreifen kann.

Nach der Theorie, bei der man noch viele weitere aufkommende fragen hätte beantworten können, ging es doch pünktlich mit den 4 Reiteinheiten weiter. Durch den Wind waren endlich die lästigen Bremsen verschwunden und es war nicht mehr so unerträglich heiß, wie die Stunden zuvor, so dass die Ponys jetzt gelassener ihre verlangten Aufgaben erfüllten.

So ging auch dieser Kurs mit sehr erfreulichen Ergebnissen und netten neuen Reitern, die bestimmt sehr viel dazugelernt haben und jetzt regelmäßig auf dem Weidenhof zur Reitstunde kommen werden, zu Ende. Das war dann auch gut so, denn jetzt kam das große Gewitter mit einem ordentlichen Platzregen und orkanartigem Sturm, so dass in wenigen Minuten der Reitplatz unter Wasser standen. Was hatten wir da doch für ein Glück!

 

Bilder zum Kurs finden Sie hier.

Weidenhof-Schupbach © 2023

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